Der Bau der Wagen 901-252 und 903-251

Jetzt muss ich einmal recht weit in die Vergangenheit zurückschauen. Als diese beiden Wagen entstanden, gab es noch kein frei zugängliches Internet und schon gar keine Homepage von der GMWE. Deshalb natürlich auch kaum Möglichkeiten, in der heute möglichen Art und Weise über sein Schaffen zu berichten. Also schreibe ich dieses Kapitel in der Vergangenheitsform und aus der Erinnerung.

Auch diese Wagen wurden schon vor mehr als 30 Jahren erstmals von mir gebaut, aber eben in H0m. Dazu hatte ich damals ein paar Zeichnungen gemacht, die ich dann in 1:120 umgerechnet habe und das ganze nochmal gebaut. Als Grundmaterial verwendete ich Messinglinien. Was ist denn das, wird man fragen.

Dazu ein kleiner Ausflug zu meinem Arbeitgeber. Ich arbeite seit meiner Lehrzeit in einer Druckerei. Zu Beginn gab es dort noch eine Handsetzerei, also eine Abteilung, in der die Druckseiten aus einzelnen Buchstaben und Linien per Hand montiert werden. Mit den Linien wurden zum Beispiel Unterstreichungen und Rahmen "gebaut". Aufgrund der polygraphischen Maßeinheit, die in Punkt angegeben wird, haben diese Linien eine Dicke von ein, zwei oder mehreren Punkten. Ein Punkt hat eine Dicke von 0,376 mm. Warum erwähne ich das hier? Nun, der Handsatz wurde Ende der 80er Jahre aufgelöst, weil moderne Technik eingezogen ist. Ich als Modellbauer habe mir damals einige dieser Linien gesichert und in meinen Bastelvorrat überführt. Deshalb ist die Materialstärke meiner Wagen 1,128 mm, also 3 Punkt. Aus diesen Messinglinien habe ich die Wagenteile gefertigt, also die Öffnungen ausgebohrt und anschließend gefeilt. Alle Teile wurden verlötet. Die Geländer habe ich damals aus feinem Draht gelötet. Als Fahrgestell mussten alte Güterwagen herhalten, die zersägt und dann die Achs- und Kupplungshalter mit entsprechendem Abstand unter die Grundplatten geklebt wurden. 

Hier hat sich doch glatt eine Spreewaldlok nach Söllmnitz verirrt!


Leider gibt es aus den oben genannten Gründen keine Fotos der Bauphase der Wagen. Ein Modellbahnfreund aus meinem Verein hat mir irgendwann mal die Wagen mit einer Grundierung versehen und so standen sie dann jahrelang in der Vitrine. Die Airbrush-Pistole lag unbenutzt hinter dem Arbeitsplatz und mein Mut, diese zu benutzen war sehr begrenzt. Aber irgendwann musste es gewagt werden. Also hieß es zuerst festlegen, welche Farbe ich verwenden will. Meine Wahl fiel auf Elita life colours seidenmatt. Diese Farbe versprach eine gute Verarbeitbarkeit mit Pinsel und Airbrush. Und was soll ich sagen, es stimmt. Nachdem ich die richtige Konsistenz ermittelt habe und ein wenig Übung dazu kam, war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.





Meine Airbrush-Ausrüstung ist nicht so hochwertig. Gut der Luftpinsel ist ok aber der Kompressor ist ein wenig zu klein. Läuft er länger als 5 Minuten, schaltet er wegen Überhitzung ab. Also heißt es für mich: öfter kurze Pausen einlegen. Nach etwas Übung gelingt mir das schon ganz gut.







Vor dem Lackauftrag musste ich zuerst die "richtige" Farbe herausfinden. Farbfotos gibt es nun nicht wirklich viele. Aber es gibt eine sehr schöne Zusammenstellung aller möglichen Farben von Eisenbahnfahrzeugen unter diesem link.

Ich habe Flaschengrün RAL 6007 gewählt und bin mit dieser Wahl ganz zufrieden. Die Oberflächenqualität ist richtig gut geworden.



Der nächste Arbeitsschritt war dann die Anfertigung der Fensterrahmen. Wie man auf dem Foto sehen kann, hat der Schneidplotter wieder gute Arbeit geleistet. Diesmal habe ich mir vorher die richtige selbstklebende Farbfolie bestellt um von Anfang an einen durchgefärbten Rahmen zu erhalten. 


Eine Herausforderung ist die richtige Positionierung der Rahmen genau hinter den Öffnungen in den Seitenwänden. So ganz 100 prozentig maßhaltig sind diese nämlich nicht. Also habe ich einen Papierstreifen von innen hinter die Ausschnitte gehalten, die Öffnungen mit einem Bleistift nachgezeichnet und diesen Streifen dann provisorisch hinter die Fensterfolie geklebt. Somit war es mir möglich, die Rahmen passgenau auf die Folie zu kleben. Zwischendurch ist immer die Position zu überprüfen und wenn nötig zu korrigieren. Zum Glück kann die Folie immer wieder neu positioniert werden.


Andreas Nothaft fertigte für mich die Nassschiebebilder der Beschriftungen an und diese sind wirklich toll geworden. Das Ergebnis ist auf den letzten Bildern zu sehen. 

 

Eine Inneneinrichtung sollte natürlich noch eingebaut werden. Das wäre eine schöne Sommerarbeit.